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Gefässerkrankungen

Eine der häufigsten Gefässerkrankungen ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Es ist ein Zustand, bei welchem der Durchfluss der Arterien (ausser Koronar oder Intrazerebral) eingeschränkt ist. Dies führt zu einer Minderdurchblutung von Organen und Gewebe, wobei in 85% der Fälle die unteren Extremitäten (Beine) betroffen sind. Die Patienten bemerken die Krankheit meist erst sehr spät, da sie lange Zeit beschwerdefrei verläuft. Sobald der Zufluss zu gering ist, treten Schmerzen bei Bewegungen auf, welche Patienten bereits bei Strecken von einigen hundert Metern einschränken, und zum Verweilen zwingen (Schaufensterkrankheit). Im späteren Verlauf treten die Beschwerden bereits in Ruhe auf und das Gewebe droht abzusterben, was im Ernstfall die Amputation der Gliedmasse bedeutet. Die Hauptursachen einer pAVK sind unbehandelte Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfette, Bluthochdruck und Diabetes. Folglich kann der Verlauf dieser Erkrankungen durch Änderung des Lebensstils (kein Nikotin, Ernährung, sportliche Aktivität) abgeschwächt werden. Somit können betroffene Patienten sich selbst aktiv an der Behandlung beteiligen.

Bei einer tiefen Venenthrombose (TVT) bilden sich Blutgerinnsel in den Gefässen und verstopfen diese. Dies ist häufig bei Venenklappen mit eingeschränktem Blutfluss der Fall. Dadurch wird die Vene verstopft, was zu Schmerzen und Anschwellung des Gewebes führt. Aufgrund der Schwerkraft geschieht dies oft in den Beinen. Weiter sind vor allem Frauen anfällig für eine TVT, da das weibliche Hormon Östrogen eine TVT begünstigt.

Auch andere Faktoren wie Immobilisation, Nikotinkonsum oder Krebs können das Gerinnungsgleichgewicht stören und somit zu einer TVT beitragen.

Die gefürchtetste Komplikation der TVT ist ein Ablösen des Blutgerinnsels und dessen Verschleppung in die Lunge, was eine Lungenembolie verursachen kann. Etwa 50% der Patienten mit TVT haben eine asymptomatische Lungenembolie. Verschliesst diese eine ungünstige Stelle der Lunge kann es zum Tod führen. In Europa sterben ungefähr 500’000 Menschen jedes Jahr an den Folgen einer TVT.

Angeborene Gefässanomalien sind Erkrankungen, die sich normalerweise zwischen der vierten und zehnten Schwangerschaftswoche entwickeln. Damit stellen sie Ärzte und Patienten vor enorme Herausforderungen. Die Gefässanomalien werden in Gefässtumore und Gefässmalformationen unterteilt. Die Gefässmalformationen können weiter spezifiziert werden als slow-flow (Venös und Lymphgefässe), high-flow (Arterien) und komplex-kombiniert. Obwohl sie bereits bei der Geburt vorhanden sind, müssen sie nicht zwingend mit Beschwerden einhergehen und können sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Zuletzt ist das Erkrankungsbild sehr vielseitig und kann je nach Lokalisation und Art unterschiedliche Beschwerden und Komplikationen aufweisen.

Slow-Flow Malformationen

-Kapilläre Malformationen
-Venöse Malformationen
-Lymphastische Malformationen

High-Flow Malformationen

-Arteriovenöse Fistel
-Arterielle Malformationen
-Arteriovenöse Malformationen

Morbus Osler ist eine genetische Erkrankung, wobei die Gefässe krankhaft erweitert sind. Damit sind sie verletzlicher und reissen leichter, was zu Blutungen führt. Die Krankheit wird autosomal dominant vererbt, was bedeutet, dass bei Erkrankung eines Elternteils die Nachkommen zu 25-50% dieselbe Krankheit haben. Etwa 1 von 5000 Menschen leidet an Morbus Osler. Theoretisch kann die Krankheit den ganzen Körper betreffen, ist aber meist limitiert. Morbus Osler verursacht häufig vermehrtes Nasenbluten und punktförmige Einblutungen in Gesicht, Nase, Mund oder Händen. Auch innere Organe können betroffen sein und je nach Lokalisation zu Beschwerden wie beeinträchtigtem Atmen, Kopfschmerzen oder Sehstörungen führen. Es können auch gefährlichere Folgen wie eine Hirnblutung auftreten, weshalb solche Risikogefässe verschlossen werden müssen.

Die Arteriosklerose ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von arteriellen Erkrankungen, bei welcher eine Verhärtung der Gefässwand unabhängig dessen Genese (Ursprung) im Zentrum steht. Die wichtigsten Vertreter sind die Atherosklerose und Arteriolosklerose.

Die Atherosklerose ist eine chronisch degenerative Erkrankung, in welcher das Gefäss von innen heraus geschädigt wird. Durch diese Belastung kommt es über die Zeit zu Ablagerungen von Blutfetten, Bindegewebe sowie eigenen Zellen (Hauptsächlich Immunzellen sowie Plättchen) in der Gefässwand. Diese Ablagerungen werden als Atherom bezeichnet. Die Arterien werden dabei dicker und steifer, was die Blutdruck- sowie die Flussregulation stört. Die wichtigsten Folgen der Atherosklerose sind Gefässrisse, Infarkte, Minderdurchblutungen und Blutgerinnsel. Dabei sind erste Atherosklerotische Ablagerungen beinahe bei jedem Menschen, abhängig von seinem Risikoprofil, bereits in der zweiten/dritten Lebensdekade zu finden. Dies hat zur Folge, dass die Krankheit zu den höchsten Sterbegründen gehört und enorme Gesundheitskosten mit sich zieht.

Die Ateriolosklerose ist sozusagen der kleine Bruder der Atherosklerose. Auch hier treten Ablagerungen in der Gefässwand auf, vor allem aber in kleinen Arterien, im Gegensatz zur Atherosklerose, bei der grosse Gefässe wie die Hauptschlagader betroffen sind. Im Gegensatz zur Atherosklerose wird bei der Arteriolosklerose kein Fett, sondern Proteine in die Gefässe eingelagert, was zu einer Abnahme des inneren Gefässdurchmessers führt. Dies erhöht den Blutdruck und damit auch die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden wie Hirnschlägen und Nierenminderdurchblutung.

Die Aortendissektion ist eine Erkrankung, bei der sich ein Riss in der inneren Schicht der Hauptschlagader bildet und Blut eintritt. Dabei wird die mittlere Schicht aufgerissen und es entsteht ein zweiter Raum. Die Dissektion kann sich theoretisch über die gesamte Länge der Hauptschlagader erstrecken und an einem anderen Ort wieder eintreten. Sie kann jedoch auch ohne Wiedereintritt vorkommen, woraufhin das Blut gerinnt und dadurch die eigentliche Hauptschlagader abdrückt. Eine Aortendissektion kann lange ohne Beschwerden bleiben, aber auch schwer verlaufen, wie durch eine Minderdurchblutung der Organe. Dabei sind insbesondere Dissektionen vom Typ A gefährlich, welche in Herznähe auftreten und somit direkt zu Schäden der Aortenklappe, Herzinfarkt oder Hirnschlag führen können. Weiter ist das Gefäss anfälliger für Rupturen, was durch die innere Blutung trotz sofortigem Notfalleingriff nicht selten tödlich endet.

Bei einem Aneursyma erweitert sich die Gefässwand in seinem Durchmesser. Dieser Status kann angeboren oder erworben sein.  Aneursymen weisen tendenziell eine erhöhte Ruptur Anfälligkeit auf, steigend je weiter das Gefäss vergrössert ist. Ein Aneursyma ist insbesondere in den Arterien von Bedeutung. Hierbei können solche in den Hirnarterien sowie der Hauptschlagader besonders gravierende Folgen haben und nicht selten tödlich enden. Ungefähr 5% der Männer, die über 65 Jahre alt sind, leiden an einem Bauchaortenaneurysma und bilden in dieser Altersgruppe einer der zehn häufigsten Todesgründe.

Als Varizen bezeichnet man sackartig erweiterte Venenabschnitte mit Tendenz zur Schlängelung. Rund 50% der Bevölkerung sind im Verlauf ihres Lebens davon betroffen.

Die wohl bekannteste Form ist die Varikosis, in welcher vor allem die Beinvenen betroffen sind. Es kann verschiedene Ursachen für eine Varikosis in den Beinen geben, zum Beispiel eine Venenklappeninsuffizienz oder eine Abflussstörung durch einen Thrombus (Blutgerinnsel). Begünstigt wird die Varikosis durch Risikofaktoren wie Schwangerschaft, stehende Tätigkeit, starkes Übergewicht oder Rechtsherzinsuffizienz. Durch das Versagen der Venen kommt es bei den betroffenen Patienten zu Ödemen, Schwere- sowie Spannungsgefühlen oder nächtlichen Bauchschmerzen. Zu Beginn können die Beschwerden durch Kompressionsstrümpfe gemildert werden, jedoch bleibt als letzte Therapie nur die Verödung oder Operation der geschädigten Gefässe.

Auch andere Venen können davon betroffen sein wie beispielsweise im Verlauf einer Leberzirrhose (Vernarbung), welche über einen erhöhten Druck der Pfortader zu Varizen an Bauchwand (Caput medusae) oder Speiseröhre führen kann und nicht selten in tödlichen Blutungen endet.